Neue Kultur[er]leben Tafel: Rufer in der Wüste
Museum im öffentlichen Raum
Am Sonntag, den 29. September, wurde die neue Kultur[er]leben-Tafel „Johannes der Täufer – Rufer in der Wüste“ enthüllt, eine Initiative von Ing. Manfred Groß, dem Direktor des Stadtmuseums und Ortschronisten von Deutsch-Wagram. Die feierliche Präsentation fand im Rahmen des Pfarrfestes gemeinsam mit Stadtpfarrer Peter Pascalis statt. Die Tafel ist an der Rückseite des Schaukastens vor dem Pfarrhof in der Kirchengasse 2 platziert, direkt bei der Skulptur „Rufer in der Wüste“ von Bildhauer Joseph Heu. Diese Plastik wurde 1929 geschaffen und ist ein mehrfach ausgezeichnetes und international anerkanntes Werk. 1964 wurde die Skulptur auf Initiative von Pfarrer Josef Ruzek von der Pfarre Deutsch-Wagram erworben und zunächst im Garten des alten Pfarrhauses aufgestellt.
Die Tafel selbst bietet eine eingehende Erläuterung des biblischen Kontexts, in dem Johannes der Täufer auftritt. Der Text verweist auf das Markus-Evangelium (1,1-8), wo Johannes als eine prophetische Gestalt beschrieben wird, die in der Wüste auftritt und zur Umkehr sowie Taufe zur Vergebung der Sünden aufruft. Er wird als ein Prediger dargestellt, der ein asketisches Leben führte, gekleidet in ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel tragend, und sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährte. Johannes kündigt zudem die Ankunft eines nach ihm Kommenden an, der mächtiger sei als er und die Menschen mit dem Heiligen Geist taufen werde.
Josef Heu, geboren am 21. Februar 1876 in Marburg an der Drau, erlangte Bekanntheit als österreichischer Maler, Bildhauer und Lehrer. Seine künstlerische Laufbahn begann er mit einer Ausbildung an der Grazer Staatsgewerbeschule, gefolgt von Studien an der Akademie der bildenden Künste in Wien von 1893 bis 1898. Ein anschließender Aufenthalt in Rom, ermöglicht durch das österreichische Staatsreisestipendium Rompreis, beeinflusste maßgeblich sein Schaffen. Hier entstand der Entwurf zu seinem Monumentalwerk „Befreiung der Quelle“, das später in Wien große Anerkennung fand. Ebenfalls beeindruckend sind die von Josef Heu geschaffenen allegorischen Figuren auf den Attikaaufbauten des Hauses der Wiener Kaufmannschaft am Schwarzenbergplatz.
Ausgewählte Werke von Maler, Bildhauer und Professor Joseph Heu
Seine Skulptur „Rufer in der Wüste“, geschaffen im Jahr 1929, zählt zu seinen herausragendsten Arbeiten und wurde mit der Ehrenmedaille der Genossenschaft der bildenden Künstler von Wien gewürdigt. Das Werk erhielt internationale Anerkennung und war zentral in mehreren bedeutenden Ausstellungen vertreten, darunter die internationale Ausstellung für christliche Kunst in Rom 1934 und die große antifaschistische Ausstellung „Niemals vergessen“ in Wien 1946. Auch bei den Salzburger Festspielen 1951 und der Jubiläumsausstellung „100 Jahre Künstlerhaus 1861-1961“ in Wien wurde es präsentiert.
Sein Leben nahm eine dramatische Wendung, als er nach dem Anschluss Österreichs 1938 aufgrund seiner jüdischen Frau Cäcilie geb. Hirschenhauser mit einem Arbeitsverbot belegt wurde. Sein Atelier und viele Werke wurden konfisziert und er musste Österreich verlassen. In England fand er durch Unterstützung aus der Kirche neue Schaffensmöglichkeiten und blieb dort bis zu seinem Tod am 30. Oktober 1952 in Ampleforth.
Die Skulptur „Rufer in der Wüste“ wurde 1964 auf Initiative von Pfarrer Josef Ruzek von der Pfarre Deutsch-Wagram um 80.000 Schilling von Sohn John Heu erworben und im Garten des alten Pfarrhauses aufgestellt. Nach Fertigstellung des neuen Pfarrhauses wurde die Statue an ihrem heutigen Standort platziert. Diese beeindruckende Plastik bleibt ein starkes Symbol für den Widerstand gegen Tyrannei und Unrecht.
Mit der Enthüllung dieser achtzehnten Kultur[er]leben-Tafel feiern wir die Würdigung des beeindruckenden Werks „Johannes der Täufer – Rufer in der Wüste“ von Joseph Heu, einem wahren Juwel in der kulturellen Landschaft von Deutsch-Wagram. Unser Dank gilt Ing. Manfred Groß für seine umfassende Recherche, sorgfältige Aufbereitung und die Aufstellung dieser Tafel.
Die Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram.
Autor: Christian Matula
Ing. Manfred Groß und Pfarrer Peter Pascails vor der neuen Klutur[er]leben Tafel. Foto: © Krisztina Groß
Bilder der Plastik “Rufer in der Wüste” und von Bildhauer Jospeh Heu
Fotos: © Katharina Heu, Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram, Christian Matula
“Rufer in der Wüste” von Bildhauer Joseph Heu
3D Visualisierung: © noe-3d.at