Johann Nepomuk (Muki) Ferdinand V. Zinn von Zinnenburg wurde am 12. November 1840 in Uzd-Szill, Komitat Somogy, Ungarn, geboren. Seine Geburt fiel in die Zeit vor der Revolution von 1848, während der Ära der Patrimonialgerichtsbarkeit. Uzd-Szill, gelegen im Gen. Karte Bereich 36° 47° bei Székesfehérvár, war Teil des Kirchensprengels Veszprém und befand sich im Besitz der Barone Majthenyi, die dort ein Hofparterrelandhaus besaßen. Ferdinand V. kam als unehelicher Sohn des pensionierten k.k. Rittmeisters XI/12 Ferdinand IV. Carl Freiherr Zinn von Zinnenburg und Anastasia Souček (ung. Sozcek) zur Welt. Nach dem Besuch der Volksschule und der Unterrealschule in der Rasumofskygasse in Wien, Landstraße, widmete er sich der Malkunst.
Seine Ausbildung erhielt er an der k.k. Akademie der bildenden Künste in Wien, die seit 1852 von Prof. Leopold Kupelwieser in der Meisterschule für Historienmalerei geleitet wurde. Ferdinand V. studierte dort zwischen 1855 und 1859 über sieben Semester. Zu seinen Lehrern zählten Professoren wie Bauer, Peter Johann Nepomuk Geiger, ein bekannter vaterländischer Historienmaler, Carl Wurzinger und Leopold Kupelwieser. Letzterer, geboren am 17. Oktober 1796 in Piesting, Niederösterreich, war seit 1836 Professor an der Akademie und galt als Erneuerer der Freskomalerei in Österreich.
Eines der markanten Projekte, an denen Ferdinand V. teilnahm, war die Ausgestaltung des Innenraums der Altlerchenfelder Pfarrkirche “Zu den sieben Zufluchten” in Wien. Die Kirche, erbaut zwischen 1848 und 1861 nach den Plänen des Schweizer Architekten Müller im italienischen Rundbogenstil (Renaissance), wurde von Kupelwieser, seinen Schülern, darunter auch Johann Ferdinand V., und weiteren Künstlern wie Führich, Blaas und Engerth mit farbenprächtigen Fresken versehen. Diese Arbeit trug zur baulichen Entwicklung Wiens bei, insbesondere zur Entstehung der prachtvollen Bauten entlang der Ringstraße, und markierte den Beginn einer bedeutenden Phase in der Wiener Architekturgeschichte.
In der Jahresausstellung der k.k. Akademie der bildenden Künste, die von 1786 bis 1876 im Gebäude neben der St. Anna Kirche in der Annagasse Nr. 3 im 1. Wiener Bezirk stattfand, stellte Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburg im Jahr 1859 zwei seiner Ölgemälde aus. Zu sehen waren „Ein Studienkopf“ zum Preis von 80 Gulden und „Italienische Fischer“ für 250 Gulden. Zu dieser Zeit war der Künstler in der Maler-Vorbereitungsschule der Akademie tätig. Ein weiteres Werk, ein Brustbild mit dem Titel „Ritter in Harnisch“, gemalt im Helldunkel nach der Art von Dyck, welches er bereits 1858 fertiggestellt hatte, erregte die Aufmerksamkeit der Kaiserin Karoline Auguste, der vierten Gemahlin Kaiser Franz I., geboren am 8. Februar 1792 und verstorben am 9. Februar 1873. Sie erwarb dieses Werk, nachdem sie von Prof. und Biedermeier-Maler Leopold Kupelwieser während einer Ausstellung darauf aufmerksam gemacht wurde. Im Jahr 1859 lebte Ferdinand V. in Wien, wo er sein Atelier in der Rossau Nr. 95 hatte, eine Adresse im heutigen 9. Wiener Bezirk, Alsergrund, nahe dem Gartenpalais Liechtenstein.
Diese Informationen sind auch im „Biographischen Lexikon des Kaisertums Österreich“ von Dr. Constant von Wurzbach, Teil 60, aus dem Jahr 1891 auf den Seiten 158-159 nachzulesen.
Im April 1859 erhielt Johann Ferdinand Freiherr Zinn von Zinnenburg von Hugo Freiherr von Tkalcsevich den Auftrag, eine Zeichnung der neu errichteten und vollendeten Monumentalkapelle in Deutsch-Wagram anzufertigen. Diese Kapelle dient als erste Gedenkstätte an die Schlacht bei Wagram von 1809 und zugleich als Familiengruft der Familie Freiherr von Tkalcsevich.
Lithographie der Monumentalkapelle von Johann Ferdinand Freiherr Zinn von Zinnenburg (Zeichnung: © Frhr. von Zinn-Zinnenburg, Quelle: Topothek)
Details zur Lithographie von Johann Ferdinand Freiherr Zinn von Zinnenburg.
Berufliche und militärische Laufbahn:
Durch die Förderung eines langjährigen Freundes der Familie, Franz Ritter von Hauslab, der zu dieser Zeit Feldmarschallleutnant und General-Artillerie-Direktor war, trat Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburg am 4. Mai 1859 in das kaiserlich-königliche Heer ein. Seine berufliche und militärische Laufbahn umfasste folgende Stationen:
- Von 1855 bis zum 4. Mai 1859 besuchte er die kaiserlich-königliche Akademie der Bildenden Künste, gelegen bei St. Anna in der Tuchlauben im 1. Wiener Bezirk.
- Vom 4. Mai 1859 bis zum 1. Februar 1860 diente er im kaiserlich-königlichen Infanterieregiment Kaiser Franz Joseph I. Nr. 1 in Troppau.
- Anschließend, vom 1. Februar 1860 bis zum 1. Februar 1861, war er Teil des neu formierten kaiserlich-königlichen Infanterieregiments Nr. 70 in Neusohl, Oberungarn, wo er den Rang eines Unterleutnants 2. Klasse bekleidete.
- Vom 1. Februar 1861 bis zum 28. Februar 1863 diente er im kaiserlich-königlichen Infanterieregiment Nr. 33 in Theresienstadt, Nordböhmen.
Nach seiner Entlassung aus dem Dienst als Unterleutnant 2. Klasse in Prag am 1. März 1863 wurde seine vorherige Dienstzeit von 4 Jahren und 2 Monaten bei seiner zweiten, freiwilligen Dienstquittierung am 14. April 1877 nicht angerechnet.
- Seine zweite Dienstperiode begann am 30. Juni 1864 und endete am 10. April 1877 beim kaiserlich-königlichen Feldjägerbataillon Nr. 9 in Leoben, Steiermark.
- Er wurde am 16. Oktober 1864 zum Cadet-Gemeinen befördert.
- Am 24. Juni 1866 avancierte er zum Leutnant II. Klasse in Sillein.
- Schließlich wurde er am 1. November 1876 zum Oberleutnant in Bruck an der Mur, Judenburg, befördert.
- Am 10. April 1877 quittierte er den Dienst ohne Beibehaltung des militärischen Ranges.
Militärische Auszeichnungen
Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburg wurde während seiner militärischen Laufbahn mit folgenden Auszeichnungen geehrt:
- Die Kriegsmedaille, die am 2. Dezember 1873 von Seiner Majestät anlässlich des 25-jährigen Regiment-Jubiläums gestiftet wurde. Die Verleihung fand in Bruck an der Mur am 21. Februar 1874 statt.
- Die Erinnerungsmedaille an den Feldzug von 1864 gegen Dänemark, gestiftet von Seiner Majestät am 10. Oktober 1864. An dieser Auszeichnung waren insgesamt 1190 Bataillonsangehörige beteiligt.
- Die bronzene Militär-Jubiläums-Erinnerungsmedaille für die bewaffnete Macht, gestiftet im Jahr 1898.
Hinsichtlich seiner Dienstzeit im Offiziersrang wären ursprünglich 16 Jahre, 11 Monate und 10 Tage anzusetzen gewesen. Da jedoch seine Vordienstzeit nicht in die Berechnung einbezogen wurde, wurden lediglich 12 Jahre, 9 Monate und 10 Tage als anrechenbare Dienstjahre gewertet.
Wappen der Freiherren Zinn von Zinnenburg zwischen 1831 und 1868 (Tyroff: Wappenbuch des österreichischen Monarchie, 1831–1868)
Weitere Wappen der Familie Zinn von Zinnenburg.
Der „Historienmaler“ Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburg während des Militärdienstes:
Während seines Militärdienstes erstellte Leutnant Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburg bemerkenswerte Bleistiftzeichnungen. Seine Werke, die die wildromantischen Gebirgsketten der Krivošije und die Schauplätze der Kämpfe von 1869 darstellten, wurden später in der geografischen Abteilung der Wiener Weltausstellung im Sommer 1873 präsentiert.
Im Jahr 1871 erhielt er vom kaiserlich-königlichen Reichskriegsministerium einen speziellen Auftrag. In Zivilkleidung und von der feindlichen Seite aus sollte er sämtliche Grenzforts von Ragusa bis hin zur äußersten Südspitze Dalmatiens, bis zur sogenannten Dreiländergrenze (Triple confine) bei Albanien, Montenegro und der Türkei, am Grenzfort Pressecca in insgesamt 14 Bleistiftrundansichten dokumentieren. Diese Zeichnungen, die in einer Zeit entstanden, in der die Fotografie noch kaum bekannt war, umfassten 12 Ansichten des Gebiets von Cattaro sowie zwei des an die Bucht von Kotor angrenzenden Ragusa-Bezirks.
Am 31. Oktober 1871 hatte er diese Aufnahmen, die unter Lebensgefahr, großen Strapazen, in den aufständischen, 1200 bis 1500 Meter hohen Bergen und bei tropischer Hitze durchgeführt wurden, abgeschlossen. Er kehrte zu Fort Gvurassevic zurück, wo er von seinen Kameraden, die ihn bereits für tot gehalten hatten, freudig empfangen wurde, mit seiner vollgefüllten Zeichenmappe im Gepäck.
Entsprechend einem Befehl des kaiserlich-königlichen Feldjägerbataillons Nr. 9 in Spalato (Split) vom 31. Januar 1872, erließ das Reichskriegsministerium auf Basis eines Berichts des Brigadekommandos, Generalmajor Ritter von Jovanovich, vom 28. November 1871 eine belobende Anerkennung für Leutnant Ferdinand V. Freiherrn Zinn von Zinnenburg. Diese Anerkennung galt seiner Geschicklichkeit, Ausdauer, Fleiß und Mühe bei der Erstellung der sehr gelungenen 12 Originalrundsichten des Gebiets von Kotor (Cattaro).
Reproduktionen der 14 originalen Bleistiftrundsichten, auf Leinwand aufgezogen und so konzipiert, dass sie zusammengefaltet und in ein passendes Futteral verstaut werden konnten, standen den Truppenteilen gegen eine Gebühr über das kaiserlich-königliche Reichskriegsministerium (RKM) zur Verfügung.
Wie bereits erwähnt, waren diese originalen Bleistiftrundsichten auch im Sommer 1873 in der geografischen Abteilung des kaiserlich-königlichen Reichskriegsministeriums auf der Wiener Weltausstellung ausgestellt.
Eine komplette Reproduktion dieser Rundsichten, die das kaiserlich-königliche Reichskriegsministerium ehrenhalber an den Schöpfer, Leutnant XII/11 Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburg, gesendet hatte, wurde von diesem großzügig der Offiziersbibliothek des kaiserlich-königlichen Feldjägerbataillons Nr. 9 gespendet. Dies geht aus einem Dankschreiben der Verwaltung aus Bruck an der Mur vom 28. Februar 1875 hervor.
Am 14. April 1877 beendete er seinen Militärdienst im Rang eines Oberleutnants, dies erfolgte freiwillig und ohne Beibehaltung des militärischen Charakters, begründet durch seine Heirat. Fortan widmete er sich ausschließlich der Historienmalerei, so lange es sein Augenlicht zuließ. Gemäß dem Austrittszertifikat vom 14. April 1877 wurde sein Austritt auf eigenen Wunsch genehmigt, allerdings wurde ihm weder das Tragen der Uniform noch die Führung des Offizierstitels gestattet (CHR.S.525).
Der „Historienmaler“ Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburg nach 1877
Leider liegen keine weiteren Informationen über seine späteren Werke als Historienmaler nach 1877 vor.
Ehe und Kinder
Johann Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburg heiratete am 5. Oktober 1879 Hermine Merkl in der Pfarre St. Florian in Matzleinsdorf. In den Trauungsdokumenten wurde sein Nachname zunächst als „Zinnenburg“ geführt. Eine Korrektur aus dem Jahr 1913 präzisiert den Familiennamen gemäß einem Erlass des kaiserlich-königlichen Ministeriums des Inneren vom 1. Oktober 1913, Z. 1329/A, als „Freiherr Zinn von Zinnenburg“ für ihn und seinen Vater.
Zur Zeit seiner Eheschließung lebte Johann Ferdinand Freiherr Zinn von Zinnenburg in der Wimmergasse 29 im 5. Bezirk (Margareten) Wiens, zuvor in der Marktgasse 41, die heute als Schwendergasse im 15. Bezirk (Rudolfsheim-Fünfhaus) bekannt ist. Mit seiner Ehefrau Hermine hatte er vier Kinder:
- August Karl Ferdinand (*30.08.1880, +17.11.1882)
- Rudolf Joseph (*26.05.1883, +10.03.1979)
- Maria Ida (*25.08.1884), +18.3.1938 in Wien
- Karl Ferdinand (*10.12.1885, +13.05.1958)
Hermine Freifrau Zinn von Zinnenburg verstarb am 15. Juni 1889 im Alter von nur 34 Jahren.
Krankheit und Tod
Im Herbst 1918 erlitt Johann Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburg einen Schlaganfall, der ihn im Alter von 77 Jahren vollständig erblinden ließ. Nach diesem Schicksalsschlag lebte er noch etwa zweieinhalb Jahre, während dieser Zeit war er nicht in der Lage, seine Wohnung in der Hameaustraße 20/II/6 im 18. Wiener Gemeindebezirk ohne fremde Hilfe zu verlassen. Seine Pflege übernahm hauptsächlich seine einzige Tochter, Maria III. Ida. Nach einer etwa vierwöchigen Bettlägerigkeit, gekennzeichnet durch einen allgemeinen Kräfteverfall und starke Abmagerung, verstarb er schließlich im Alter von 80 Jahren, 3 Monaten und 27 Tagen. Am Mittwoch, den 9. März 1921 um 01:00 Uhr, entschlief er friedlich an Herzlähmung aufgrund von Marasmus senilis, einer Form der Altersschwäche.
Sein Sohn, Oberstleutnant i.R. Rudolf I. Freiherr Zinn von Zinnenburg, der die Nachtwache bei seinem im Zustand ruhiger Agonie liegenden Vater hielt, begleitete ihn bis zum letzten Atemzug. Er hielt bis zum Ende die Hand seines Vaters, nach der dieser gegriffen hatte, und schloss ihm nach seinem Tod liebevoll die Augen.
Über den frühen Tod der Ehefrau Hermine, geb. Merkl
Bereits 32 Jahre vor seinem eigenen Ableben war Johann Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburgs Ehefrau, Hermine, gestorben, nachdem sie nur neun Jahre verheiratet gewesen waren. Hermine war eine große, attraktive und bis zu ihrem Tod gesunde Frau, wie ein Ölgemälde im Ahnensaal von Oberstarzt XIV/1 Otto Freiherr Zinn von Zinnenburg zeigt. Jedoch waren vier ihrer fünf Geschwister an Tuberkulose der Lunge verstorben, was auf eine vererbte Anfälligkeit für diese Krankheit hindeutet, die möglicherweise durch einen Hitzeschlag aktiviert wurde.
An einem schönen Maitag, dem 24. Mai 1889, spielten ihre Kinder Rudolf I., Maria III. und Carl VIII. auf einer blühenden Wiese am Schafberg in Wien-Gersthof, während Hermine im hohen Gras saß und an Kindersachen strickte, der starken Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Nach ihrer Rückkehr nach Hause beklagte sie sich über starke Kopfschmerzen, musste sich zu Bett legen und verbrachte nur 14 Tage in ihrem damaligen Zuhause in der Reformvereinsgasse (Ecke Wallrißstraße) 12, 1. Stock, heute Eingang Schlösselgasse 48, in Wien-Gersthof. Trotz der Fürsorge von drei Ärzten, die erfolglos Eisbeutel zur Schmerzlinderung anwendeten, konnte ihr Zustand nicht verbessert werden.
Als letzter Versuch, Hermine zu retten, erfolgte am 7. Juni 1889 ihre Überweisung an das kaiserlich-königliche allgemeine Krankenhaus in der Alserstraße, Wien IX, in die Klinik des renommierten Hirnspezialisten Prof. Dr. Hermann Notnagel. Jedoch waren die medizinischen Möglichkeiten jener Zeit begrenzt, und selbst in dieser spezialisierten Einrichtung konnte keine Hilfe mehr geleistet werden. Die damals noch nicht existierenden Behandlungsmöglichkeiten wie Streptomycin, Viomycin, Para-Amino-Salicylsäure oder die prophylaktische BCG-Impfung standen nicht zur Verfügung. Acht Tage nach ihrer Einweisung verstarb Hermine, im Alter von nur 34 Jahren, am Samstag, den 15. Juni 1889 um 14:00 Uhr, nach einer dreiwöchigen Krankheitsdauer (24. Mai – 15. Juni) an Hirnhautentzündung, verursacht durch tuberkulöse Meningitis. Ihre sterblichen Überreste wurden am Montag, den 17. Juni 1889 um 14:45 Uhr in der Leichenkapelle des kaiserlich-königlichen allgemeinen Krankenhauses im 9. Bezirk, Spitalgasse (Einlass beim Gittertor), gesegnet und anschließend im Wiener Zentralfriedhof in einem eigenen Grab (Gruppe 40, Reihe 1, Nr. 6) beigesetzt.
20 Jahre später, im Jahr 1909, wurde diese Grabstelle aufgelassen.
Die heilige Seelenmesse fand am Dienstag, den 18. Juni 1889, um 07:14 Uhr in der Pfarrkirche St. Ägyd in Wien-Pötzleinsdorf statt.
Vater Ferdinand IV. Carl Freiherr Zinn von Zinnenburg und das Haus Nr. 41 in Deutsch-Wagram, heute Rohrergasse 4
Das Anwesen in der Rohrergasse 4, ehemals bekannt als Haus Nr. 41 in Deutsch-Wagram (verzeichnet im Grundbuch von Süßenbrunn unter Folio 300/6), spielt eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Familie von Ferdinand IV. Carl Freiherr Zinn von Zinnenburg. Nachdem er im Juni 1845 durch den Winkeladvokaten und Schwager Madarász Láczi einen Großteil seines Besitzes in Uzd verlor, erwarb Ferdinand IV. Carl dieses Ganzlehen. Auf dieses Anwesen legte er auch sein Heiratskautionskapital von 6000 fl. Konventions-Münze (entspricht 6300 fl. österreichischer Währung).
In diesem Haus in Deutsch-Wagram wurde am 21. Februar 1846 Carl VII. Borromäus, das dritte außereheliche Kind von Ferdinand IV. Carl, geboren. Nach dem Umzug der Familie nach Wien im Jahr 1847 kam in Gumpendorf, Nr. 329, am 20. Juli 1848 Clara Augusta II., das vierte außereheliche Kind, zur Welt.
Im Jahr 1859 verlor Ferdinand IV. Carl Freiherr von Zinnenburg sein verbleibendes Eigentum in Deutsch-Wagram. Ein unehrlicher Oberbäcker, der bereits im italienischen Feldzug desselben Jahres wegen Betrugs bestraft worden war, spielte dabei eine zentrale Rolle. Dieser wurde ihm durch den Agenten Angwiller und einen Dolmetscher beim Militärlandesgericht als zuverlässiger Realitätenbesitzer vorgestellt.
Haus Nr. 41, Rohrergasse 4, um 1918
links gegenüber dem Denkmal
Angesichts seiner finanziellen Lage, die es ihm nicht erlaubte, aus seiner Pension von 450 fl. jährlich die Wohnkosten, geschweige denn den Unterhalt für seine Familie (Ehefrau und vier Kinder) zu bestreiten, sah sich Ferdinand IV. Carl im Jahr 1862 gezwungen, die Zuteilung eines Freiplatzes in einem kaiserlich-königlichen Militärinvalidenhaus zu beantragen. Ein persönliches Gesuch an die Majestät und eine Privataudienz seiner 23-jährigen Tochter Ida bei Kaiser Franz Joseph I. unterstützten sein Anliegen.
Seinem Gesuch wurde stattgegeben, und am 1. April 1863 wurde er durch das Armee-Verordnungs-Blatt Nr. 13, KM-Reskript Abt. 1, Nr. 1907 vom 29. März 1863, als zweitältester Rittmeister 2. Klasse in das k.k. Militär-Invalidenhaus, 3. Kompanie, in Tyrnau (Königliche Freistadt Nagyszombat), Komitat Preßburg (Pozsony), Ungarn, versetzt. Dort verstarb er nach einem längeren Leiden an Altersschwäche, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten durch den Hausseelsorger Ignaz Fuchshuber, am 2. September 1866 um 23:30 Uhr. Seine Beisetzung fand am 4. September 1866 auf dem dortigen Militärfriedhof statt. Anastasia Freifrau Zinn von Zinnenburg, geb. Souček, seine hinterlassene Witwe, verstarb am 22. Dezember 1870 um 14:00 Uhr an Herzlähmung, nachdem sie die heiligen Sterbesakramente durch den Militärkuraten Donat László empfangen hatte, und wurde ebenfalls auf dem Militärfriedhof in Tyrnau beerdigt.
Ein Zinn-Zinnenburg als Gendarmeriebeamter in Deutsch-Wagram
In den 1950er Jahren diente Johann Ferdinands Enkel, Ferdinand VI., als Gendarmeriebeamter in Deutsch-Wagram. Rudolf Joseph Freiherr Zinn von Zinneburg, der Autor der Familienchronik und Vater von Ferdinand VI., berichtet über eine interessante Begebenheit:
“Herr Schulrat Wiesinger, ein lokaler Heimatforscher aus Deutsch-Wagram, teilte meinem Sohn Ferdinand VI., der zu der Zeit als Gendarmeriebeamter in der Gegend tätig war, zu Ostern 1954 mit, dass das Haus Nr. 41 (heute Rohrergasse 4, gegenüber der Schmiede) ursprünglich ein großes Bauernhaus mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden (wie Stallungen) und umfangreichen Ackerflächen war. Im Jahr 1913 wurden ein Teil des Hauses und die Wirtschaftsgebäude von den Schaumeiers abgerissen, um an ihrer Stelle das heutige Schaumeier-Haus zu errichten. Gemäß den Hauslisten wechselten die Besitzer des Anwesens wie folgt: Von 1803 bis 1811 war es Simon Iser, gefolgt von Frau von Paczinska von 1811 bis 1835, Eduard Freiherr Maurer von Kronegg von 1835 bis 1840, Ernst Graf von Hoycs (oder Hoyos) von 1840 bis 1853, Michael Robinson von 1853 bis 1898 und schließlich Karl Schaumeier ab 1898. Unserer Familie gehörte dieser Besitz vermutlich von 1846 bis 1859.” (Chronik Seite 393)
Es ist anzumerken, dass laut einem Beleg von Sattler Schaumeier in der Topothek die korrekte Schreibweise des Nachnamens “Schaumeier” und nicht “Schaumayer” lautet.
Rudolf Joseph notiert in der Familienchronik (Referenz CHR.S.401), dass der Umzug der Familie nach Gumpendorf im Jahr 1847 stattfand, was durch Einträge im Trauungsbuch seines Großvaters belegt wird. Ergänzend dazu finden sich in der Familienchronik auf Seite 394 Hinweise darauf, dass das Haus Nr. 41 in Deutsch-Wagram bis 1859, und möglicherweise bis April 1863, weiterhin als Besitz und Wohnort der Familie geführt wurde.
Diese Information wirft ein interessantes Licht auf die Familiengeschichte, insbesondere da bei der Heirat des Vaters im Jahr 1858 das Haus Nr. 41 in Deutsch-Wagram noch als Wohnort angegeben ist. Dies deutet darauf hin, dass die Familie trotz des Umzugs nach Gumpendorf eine Verbindung zu ihrem ursprünglichen Wohnort beibehielt.
Die Verbindung zu Hugo Freiherr von Tkalcsevich, einem Anwohner von Deutsch-Wagram und Stifter der Monumentalkapelle, die zur ersten Erinnerung an die Schlacht bei Wagram errichtet wurde, wird ebenfalls hervorgehoben. Es ist wahrscheinlich, dass Hugo die Familie, einschließlich des jungen Historienmalers Johann Ferdinand V., persönlich kannte und ihm den Auftrag für die Zeichnung der Kapelle erteilte.
Überblick über die Großeltern, Eltern und Geschwister von Johann Ferdinand V. Zinn von Zinnenburg
Johann Ferdinand V. Freiherr Zinn von Zinnenburg stammt aus einer Familie mit historisch bedeutenden Vorfahren. Hier eine detaillierte Übersicht:
Großeltern:
- Ferdinand II. Jacob Ignaz Freiherr Zinn von Zinnenburg war Hauptmann und wurde am 25. Juli 1762 in Ungarisch Hradisch, Mähren, geboren. Er verstarb am 25. September 1839 in Kaposvár, Komitat Somogy, Ungarn. Seine Lebens- und Sterbedaten sind im Dokument CHR.S. 374 festgehalten.
- Seine Ehefrau, Maria Clara Agatha Volk, wurde um das Jahr 1770 geboren. Sie verstarb im Alter von 81 Jahren am 2. September 1851 in Deutsch-Wagram, in der Rohrergasse 4 (vormals als Nr. 41 bekannt). Ihre Beisetzung erfolgte am 4. September 1851 auf dem Friedhof von Deutsch-Wagram.
Eltern:
- Ferdinand IV. Carl Freiherr Zinn von Zinnenburg, Rittmeister 2. Klasse des Dragoner Regiments Nr. 4 und Besitzer von Realitäten, kam am 10. Oktober 1794 in Freiburg im Breisgau, Großherzogtum Baden, zur Welt. Er trat am 16. August 1837 in den Ruhestand und verstarb am 2. September 1866 in Tyrnau, Komitat Preßburg, Ungarn. Seine Lebensgeschichte ist unter CHR.S.405 dokumentiert.
- Seine erste Ehefrau, Emerika Freiin Majthénvi von Kesseleökeö, verstarb zusammen mit den zwei gemeinsamen Kindern, Erna und Stefan, am 11. August 1833 in Uzd, Komitat Somogy, Ungarn. Gemäß Johann Ferdinands Aussage starben sie an einer epidemischen Krankheit, vermutlich Cholera (CHR.S.393).
- Anastasia Souček (ung. Sozcek), seine zweite Ehefrau, war die Tochter des im Jahr 1807 aus dem Dienst ausgeschiedenen k.k. Unterleutnants Joseph Souček vom Sluiner Grenzinfanterieregiment Nr. 4 und Maria Anna Spisics (auch bekannt als Spissich oder Spicić) von Jápra. Aufgrund der Kriegswirren und der Flucht vor den französischen Truppen wurde Anastasia am 28. März 1808 in Valissello, Kroatien, geboren. Aufgrund der Umstände ihrer Geburt in Kriegszeiten war ein Taufschein nicht verfügbar.
Vater Ferdinand IV. Carl war 2x verheiratet, die 2. Ehe schloss er am 24. Juni 1858 im Alter von 63 Jahren zu St. Stephan, wohnhaft Haus Nr. 41, Deutsch-Wagram mit Anastasia Souček (ung. Sozcek) 50 Jahre alt. —> Trauungsbuch St.Stephan, Trauungsbuch Deutsch-Wagram – Mit ihr hatte er 4 außereheliche Kinder die am 12.04.1859 legitimiert wurden.
Kinder von Ferdinand IV. Carl Freiherr Zinn von Zinnenburg und Anastasia Souček:
- Ida I. geb. am 5. März 1839 Uzd, Kom. Somogy, Ungarn
- Johann Nepomuk (Muki) Ferdinand V.: *12.11.1840 Uzd-Szill, Kom. Somogy, Ungarn —> Historienmaler
- Carl VII Borromäus: *21.02.1846 in Deutsch-Wagram Nr. 41
- Clara Augustina II.: *20.06.1848 in Gumpendorf
Autor: Christian Matula, mit besonderem Dank an Christoph Zinn-Zinnenburg
Quelle: Rudolf Zinn v. Zinnenburg, Familienchronik Band 2
Die Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram.