Geschichts- und Stadtführung mit Fritz Quirgst
Die Geschichts- und Stadtführung unter der Leitung von Fritz Quirgst begann am 11. April 2025 im alten Dorf von Deutsch-Wagram, zwischen dem Denkmal der Schlacht bei Wagram und der alten Schmiede. Dieser historisch bedeutsame Ort bot den perfekten Rahmen, um die vielschichtige Geschichte der Stadt zu erkunden.
Hier, im Herzen des alten Dorfes, eröffnete Quirgst die Führung mit einem Blick auf die frühesten Spuren der Besiedlung, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen, als Kolonisten aus dem bayerischen Raum hier ansässig wurden. Er betonte die erste urkundliche Erwähnung der Stadt im Jahr 1258 während des Interregnums zwischen den Babenbergern und den Habsburgern, sowie die Zerstörung von Deutsch-Wagram während der ersten Türkenbelagerung 1529, ein Ereignis, das die Stadt nachhaltig prägte.
Weiters thematisierte Quirgst die Bedeutung des „bösen“ Rußbaches, dessen frühe Verlegung hinter den Ort für die Entwicklung und Sicherheit der Siedlung entscheidend war. Er erklärte ausführlich die Rolle der Grundherrschaften und die Entwicklung der Hausnummern und Straßennamen, die eng mit der sozialen und ökonomischen Struktur der Gemeinde verbunden sind.
Von dort aus führte die Route zur Stadtpfarrkirche, wo die Teilnehmer Details zur architektonischen Entwicklung und den verschiedenen Bauphasen der Kirche erfuhren.
Zentrales Thema waren die tiefgreifenden Veränderungen während der Herrschaften von Maria Theresia und Kaiser Josef II., die zu bedeutenden Modernisierungen in der städtischen Struktur führten. Der besondere Fokus lag auf der Transformation der Pfarre Deutsch-Wagram, die 1784 zur eigenständigen Pfarre erhoben wurde. Ursprünglich Teil der Pfarre Gerasdorf (Herrschaft Süßenbrunn), schloss sie von Beginn an auch die Gebiete Aderklaa und Helmahof ein.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Tour war der alte Kirchenfriedhof, wo kürzlich eine bemerkenswerte Reinstallation historischer Grabsteine und Skulpturen stattfand. Diese waren ursprünglich auf dem Friedhof im Kirchhof zu finden und wurden über Jahrzehnte im ehemaligen Pfarrgarten gelagert. Auf Initiative von Ing. Manfred Groß wurden sie 2023 an der Nordseite der Kirche erneut aufgestellt. Die Kultur[er]leben Tafel zum Kirchenfriedhof, die zusätzliche Informationen bietet, befindet sich nun hinter der Stadtpfarrkirche, nahe den neu aufgestellten Grabsteinen und Skulpturen.
Im weiteren Verlauf der Führung besuchte die Gruppe den im Jahr 2020 neu gestalteten Marktplatz und den Dr.-Sahulka-Park. Hier stand die Monumentalkapelle im Mittelpunkt, ein kulturelles und historisches Denkmal, das ursprünglich 1859 von Baron Hugo Freiherr von Tkalcsevich als erste Erinnerungsstätte an die Schlacht bei Wagram von 1809 errichtet wurde. Die Kapelle diente nicht nur als Familiengruft, sondern auch als “erste Erinnerungsstätte” für die Gefallenen dieser bedeutenden Schlacht.
Der Abschluss der Tour erfolgte im Eisenbahnmuseum, das Einblicke in die Rolle der Eisenbahn für die Entwicklung von Deutsch-Wagram bot. Besonders die erste Dampfeisenbahnstrecke Österreichs, die durch den Ort führte, wurde hervorgehoben. Die Teilnehmer hatten die Gelegenheit, historische Dokumente und Artefakte zu betrachten, die die Eisenbahngeschichte der Region illustrieren.
Die Führung endete mit einem tiefgreifenden Verständnis für die historische Bedeutung Deutsch-Wagrams, wobei Quirgst seine Fähigkeit unter Beweis stellte, die Vergangenheit lebendig und zugänglich zu machen. Die Teilnehmer zeigten sich beeindruckt von der detaillierten und anschaulichen Darstellung der Stadtgeschichte.
Die Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram.
Autor: Christian Matula