Drei neue Kultur[er]leben Tafeln
Museum im öffentlichen Raum
In den letzten zwei Wochen wurden in Deutsch-Wagram drei neue Kultur[er]leben Tafeln aufgestellt, welche auf Initiative des Ortshistorikers und Chronisten Ing. Manfred Groß nach über zwei Jahren intensiver Vorbereitung realisiert wurden. Diese Ergänzungen zu den bereits bestehenden 14 Kultur[er]leben Tafeln erweitern das Projekt, das die historische und kulturelle Bedeutung verschiedener Standorte in der Stadtgemeinde Deutsch-Wagram beleuchtet. Eine Übersicht aller Informationstafeln und deren Standorte finden Sie auf der Seite “Kultur[er]leben Tafeln”.
1. Kultur[er]leben Tafel „Der Kirchenfriedhof“
Im Jahr 2023 wurden historische Grabsteine und Skulpturen, die einst auf dem alten Friedhof im Kirchhof standen und über Jahrzehnte im ehemaligen Pfarrgarten gelagert waren, erneut im Kirchhof an der Nordseite der Kirche aufgestellt. Diese Reinstallation wurde auf Initiative von Ing. Manfred Groß durchgeführt. Eines der herausragenden Stücke dieser Sammlung ist das Giebelkreuz, welches vor 1800 angefertigt wurde. Vor den Umbauarbeiten der alten Pfarrkirche zwischen 1956 und 1958 zierte dieses Kreuz das Kirchendach. Neben dem Giebelkreuz wurden auch zwei barocke Skulpturen aus dem frühen 18. Jahrhundert und ein Jesus-Kreuz, das früher prominent vor der Kirche auf einem Sockel platziert war, im Kirchhof wieder positioniert.
Zu den wieder aufgestellten Grabsteinen gehören die von Jacob Unger (1687–1753), Andreas Ascheibaur (1666–1736), Ortspfarrer Josef Bathioli († 12. September 1884) und Gemeindearzt Cosmas Damian Mall († 29. November 1899). Weitere Grabsteine und Tafeln aus dem ursprünglichen Kirchenfriedhof finden heute ihren Platz im Napoleon- und Stadtmuseum von Deutsch-Wagram.
Die Kultur[er]leben Tafel zum Kirchenfriedhof befindet sich nun im Wehrkirchhof hinter der Stadtpfarrkirche Deutsch-Wagram rechts von den aufgestellten Grabsteinen und Skulpturen.
Kultur[er]leben Tafel „Der Kirchenfriedhof“ (Inhalt und Bilder: © Ing. Manfred Groß, Layout Stefan Schneider)
Die neue Tafel im Wehrkirchhof hinter der Stadtpfarrkirche Deutsch-Wagram (Fotos: © Christian Matula)
2. Kultur[er]leben Tafel „Der Gutshof“
Diese Kultur[er]leben Tafel beleuchtet die lange Geschichte des Gutshofs, der ursprünglich Teil des mittelalterlichen Dorfes Helma war, das 1378 erstmals erwähnt und im 15. Jahrhundert durch Türkeneinfälle verödet wurde. Der als Helma Hof bekannte Gutshof erscheint erstmals 1670 in der Karte „Archiducatus Austria Inferioris“ von Georg Mathias Vischer und wurde im 18. Jahrhundert sowie 1822 im Zuge einer Landaufnahme ausführlich dokumentiert.
Franz Xaver Schweickhardt von Sickingen beschrieb den Hof 1833 als einstöckiges Wohngebäude mit Schankgerechtigkeit. Im Laufe der Jahrhunderte diente der Gutshof verschiedenen Zwecken, unter anderem als Munitionsdepot während der Schlacht bei Wagram 1809 und später, 1924, wurde er zu Gemeindewohnungen umgebaut, um dem Wohnungsmangel zu begegnen.
Nach einem längeren Verfall wurde 2018 der westliche Trakt des Gutshofes abgerissen und durch 20 moderne Wohneinheiten ersetzt, die im August 2019 an die neuen Mieter übergeben wurden.
Die Kultur[er]leben Tafel zum Gutshof befindet sich vor der noch erhaltenen Grundmauer des Gutshofes am Helmahof.
Kultur[er]leben Tafel „Der Gutshof“ (Inhalt und Bilder: © Ing. Manfred Groß, Layout Stefan Schneider)
Die neue Tafel vor der Grundmauer des Gutshofes am Helmahof (Fotos: © Christian Matula)
3. Kultur[er]leben Tafel „Der Weinbau“
Diese Tafel vermittelt die wechselhafte Geschichte des Weinbaus in der Region. Die Weinbauaktivitäten begannen 1795, als lokale Bauern gegen den Widerstand herrschender Kräfte Weinstöcke pflanzten. Nachdem die Bauern 1796 erfolgreich Beschwerde beim Kreisamt Korneuburg eingelegt hatten, durften sie den Weinbau fortsetzen.
Die Katasterpläne von 1822, erstellt während einer Landaufnahme unter Kaiser Franz I., zeigen die Weingärten entlang des Wagrams auf 29 Hektar. Trotz des Verkaufsverbots wurde der Wein lokal verteilt, mit einem täglichen Konsum von etwa einem halben Liter pro Einwohner.
In den 1860er Jahren wurde der Weinbau durch die Reblauskatastrophe drastisch reduziert und nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutsch-Wagram komplett eingestellt. Von einst zahlreichen Weinkellern sind heute nur noch 14 erhalten, die sich Am Wagram, am Kallendaberg und an der heutigen Parbasdorferstraße befinden und als kulturelle Relikte dienen.
Die Kultur[er]leben Tafel vor dem Weingarten “Am Wagram” wurde an der Stelle errichtet, an der Ing. Manfred Groß erst kürzlich über 40 Weinstöcke oberhalb seines Weinkellers gepflanzt hat, um die Erinnerung an die Weinbautradition der Region zu bewahren. Neben einer Sitzbank bietet die Tafel Einblicke in die historische Weinbaukultur von Deutsch-Wagram.
Kultur[er]eben Tafel „Der Weinbau“ (Inhalt und Bilder: © Ing. Manfred Groß, Layout Stefan Schneider)
Die neue Tafel vor dem Weingarten “Am Wagram” (Fotos: © Christian Matula)
Ein herzliches Dankeschön geht an die Stadtgemeinde, insbesondere an Bürgermeisterin Ulla Mühl-Hittinger und Umweltstadtrat Mag. Heinz Bogner, die sich für die Aufstellung der drei neuen Kultur[er]leben Tafeln eingesetzt haben.
Die Museumsgesellschaft Deutsch-Wagram.
Autor: Christian Matula
Quellen: Ing. Manfred Groß