Baron Hugo Freiherr von Tkalcsevich wurde am 18. Dezember 1804 in Brod, Slawonien, das heute zu Kroatien gehört, geboren. Er war der Sohn des Hauptmanns Stephan Freiherr von Tkalcsevich und Barbara, geborene Galasch. Hugo stammte aus einer adligen Familie und war der Enkel von Hauptmann Johann Tkalcsevich, der während des Siebenjährigen Krieges aufgrund seiner herausragenden Tapferkeit bekannt wurde. Für seine Leistungen wurde Johann 1763 in den Freiherrnstand erhoben und mit dem Theresien-Orden ausgezeichnet.
Nach seiner Ausbildung an der Wiener Neustädter Akademie trat Hugo Freiherr von Tkalcsevich im Dezember 1821 als Kadett in das 44. Regiment ein und nahm an der Expedition nach Piemont teil. 1833 wechselte er als Leutnant zum Wiener Polizeiwachkorps und stieg dort zum Oberleutnant auf. Am 5. November 1837 heiratete er Juliana, geborene Krone, in der Pfarre St. Peter im 1. Wiener Bezirk. Zu jener Zeit lebte die Familie Tkalcsevich in einer Dienstwohnung des „Alten Wieden Polizeiwach-Corps“ in der Trappelgasse, Haus Nr. 396.
Nach der Geburt seiner Tochter, Baronesse Barbara, am 31. August 1838, erwarb Baron Hugo Freiherr von Tkalcsevich ein Jahr später, am 12. November 1839, ein Anwesen in Deutsch-Wagram, Haus Nr. 19, heute Franz Mair-Straße 21, bekannt als „Baron-Haus“. Das Grundstück umfasste 46 Joch Ackerland, 4 Joch Wiesen und 0,5 Joch Gärten. Die Gärten befanden sich im alten Dorfanger vor seinem Haus. Baron Hugo verpachtete die Äcker und Wiesen. Zu seinen damaligen Nachbarn zählten der spätere Bürgermeister Josef Wieland (Amtszeit 1850–1860) und Christoph Schöpfleithner.
Stifter Baron Hugo Freiherr von Tkalcsevich um 1863 (Foto: © Julius Gertinger, Quelle: Topothek)
Die Monumentalkapelle um 1880 am ehemaligen Friedhof (Foto: © Helga Puchner geb. Beran, Quelle: Topothek)
Die Gründe für Baron Hugo Tkalcsevichs Niederlassung in Deutsch-Wagram sind ungewiss. Hugo berichtete, sein Vater sei 1809 in der Schlacht bei Wagram gefallen, als er selbst nur fünf Jahre alt war. Jedoch ergaben Forschungen im Jahr 2023 durch Christian Matula in den Wiener Kirchenmatriken neue Erkenntnisse. Matula fand Einträge zur Hochzeit von Hugo und Juliana, die auch Informationen über Hugos Vater, Stephan Freiherr von Tkalcsevich, enthielten, über den bis dahin wenig bekannt war. Der Historiker Mag. Michael Wenzel, Direktor des Napoleonmuseums, stellte weiterführende Untersuchungen an und entdeckte, dass Stephan Freiherr von Tkalcsevich 1809 tatsächlich in einer Schlacht verwundet wurde und am 2. Juni 1809 an seinen Verletzungen starb, jedoch nicht bei Wagram, sondern in Polen. Es scheint daher, dass es eine fehlerhafte Überlieferung bezüglich des Todes von Hugos Vater gab.
Im Jahr 1840 wurde Baron Hugo Freiherr von Tkalcsevich zum Kommandanten der Militärpolizeiwache in Wien ernannt und bezog eine Dienstwohnung im Polizeihaus, Sterngasse, Haus Nr. 453. Im selben Jahr, am 7. April, wurde sein Sohn Hugo Friedrich Wilhelm geboren, der am folgenden Tag in der Wiener St. Stephanskirche getauft wurde. Tragischerweise verstarb seine Tochter Barbara im Alter von nur sechs Jahren am 12. Dezember 1844 an häutiger Bräune. Ihr Tod veranlasste die Familie Tkalcsevich, den Wunsch nach einer Familiengruft auf dem Kirchenfriedhof der Pfarre Deutsch-Wagram zu äußern. Dieser Wunsch konnte jedoch zunächst nicht erfüllt werden, da der Kirchenfriedhof zu dieser Zeit bereits vollständig belegt war.
Im März 1846 trat Hugo von Tkalcsevich in den Ruhestand. Trotzdem nahm er 1848 als Teil des 3. Wiener Freiwilligen Bataillons am Feldzug in Italien teil und wurde im Mai 1849 für sein lobenswertes Verhalten mit dem Titel “Hauptmanns-Charakter ad honores” (Titular-Hauptmann) ausgezeichnet.
Stifter Baron Hugo Freiherr von Tkalcsevich um 1869 (Foto: © Anonym, Quelle: Topothek)
Sohn Hugo Friedrich Wilhelm Freiherr von Tkalcsevich im Jahr 1858 (© Bauernverband von Ovar, Ungarn)
Errichtung der Monumentalkapelle:
Erst in den 1850er Jahren, nachdem auf dem Gelände des heutigen Dr.-Sahulka-Parks ein neuer Friedhof errichtet wurde, genehmigte die Gemeinde den Bau der von der Familie Tkalcsevich lang ersehnten Kapelle. Der Bau der Kapelle wurde nicht nur als Familiengruft konzipiert, sondern auch als erstes Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht bei Wagram. Diese Monumentalkapelle, monumental im Sinne von „denkmalartig“, wurde zwischen 1858 und 1859 errichtet und am 6. Juli 1859, dem 50. Jahrestag der Schlacht, mit einer großen militärischen Zeremonie und unter Teilnahme zahlreicher Persönlichkeiten, Offiziere und Veteranen eingeweiht.
Baron Hugo von Tkalcsevich spendete 1.000 Gulden, um die jährliche Abhaltung einer Messe am 6. Juli zu finanzieren. Diese Tradition des Totengedenktages wurde bis 1937 beibehalten und seit 1955 findet die Messe wieder jährlich vor der Monumentalkapelle statt.
Die Kapelle diente zudem als erstes Museum zur Erinnerung an die Schlacht bei Wagram. In der Gedenkkapelle befanden sich unter anderem:
- Ein altes Ölgemälde „Christus am Kreuz“
- Sieben kleine Engelstatuen
- Zwei Votivbilder und zwei kleinere Gemälde
- Fünf Ordensdekorationen
- Drei Schlachtpläne von 1809
- Zwei Grablaternen
- Zwei kleine Betstühle und zwei kleine Ecktische
- Eine im Turm hängende kleine Glocke, die 1859 im Stephansdom geweiht wurde
- Mehrere Kanonenkugeln und Gewehre
- Votivtafeln und Urkunden
- Ein Totenkopf mit einem Fragment einer militärischen Kopfbedeckung
Verleihung des Militärverdienstkreuzes
Im Jahr 1860 wurde Hugo Freiherr von Tkalcsevich das Militärverdienstkreuz verliehen. Die offizielle Bekanntgabe erfolgte mit folgender Formulierung:
“Seiner k.k. Apostolischen Majestät haben mit allerhöchster Entschließung vom 16. Juni 1860 dem pensionierten Titular-Hauptmann Hugo Freiherrn von Tkalcsevich, in Anerkennung seines tatkräftig bewiesenen militärischen und patriotischen Eifers, das Militär-Verdienstkreuz allergnädigst zu verleihen geruht.”
Dies wurde in der Salzburger Zeitung am 22. Juni 1860 veröffentlicht.
Lithographie der Monumentalkapelle von Johann Ferdinand Freiherr Zinn von Zinnenburg (Zeichnung: © Frhr. von Zinn-Zinnenburg, Quelle: Topothek)
Details zur Lithographie von Johann Ferdinand Freiherr Zinn von Zinnenburg.
1863 erlebte die Familie Tkalcsevich einen bedeutenden Verwandtschaftsbesuch: Joseph, der Bruder Hugos und Major des 7. k.k. Brooder Grenzregiments, trug sich im Gedenkbuch der Monumentalkapelle ein und erwähnte:
“Geschwisterkind des Gründers dieses patriotischen Werkes und Enkel unseres Maria-Theresien-Ordensritters Johann. Zur Erinnerung an die hundertjährige Jubelfeier dieser Dekoration am 22. Oktober 1863.”
Weitere Unterschriften kamen von Baron Emil Freiherr von Tkalcsevich, Viktoria und Henriette sowie Adam Ebert und seiner Frau Caroline, geborene Tkalcsevich.
Am 15. Mai 1867 verstarb Hugo Friedrich Wilhelm, der Sohn von Hugo Freiherr von Tkalcsevich, im Alter von nur 27 Jahren an einer Gehirnlähmung.
Nach mehreren Einbrüchen in die Kapelle initiierte Hugo Freiherr von Tkalcsevich im Jahr 1869 eine umfassende Umgestaltung, die sowohl eine Aufwertung als auch eine verbesserte Sicherung des Gebäudes beinhaltete.
Baron Hugo Freiherr von Tkalcsevich verstarb am 13. Juli 1871 in Deutsch-Wagram.
Autor: Christian Matula, in Zusammenarbeit mit Mag. Michael Wenzel und Ing. Manfred Groß
Auszüge aus dem Gedenkbuch für alle P. T. Besucher des Schlachtfeldes von Wagram. Das gesamte Buch wurde von Manfred Groß digitalisiert und ist in der Topothek Deutsch-Wagram abrufbar.